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Donnerstag, 31. Juli 2008

Thomasevangelium

Das Evangelium nach Thomas
Nag-Hammadi-Kodex II (mit Teilen des Thomas Evangelium)
Das Thomasevangelium ist eine apokryphe Sammlung von 114 Jesusworten (Logien) und kurzen Szenen und Dialogen, die in einem Jesuswort gipfeln. Sie dürfte um die Mitte des 2. Jahrhunderts entstanden sein. Die Herkunft der einzelnen Aussprüche wird unterschiedlich beurteilt. Der vollständige Text dieser Sammlung liegt in einer koptischen Version vor, die um 350 n. Chr. niedergeschrieben wurde. Sie enthält eine Reihe von Parallelen zu Jesusworten, die im Neuen Testament bekannt sind, aber auch mehrere sonst unbekannte Jesusworte. Der Umfang des Das Thomasevangelium entspricht ca. einem Sechstel des Lukasevangeliums.

Die Sammlung zeigt eine eigenständige Theologie, die nach heutigem Forschungsstand weder nur aus dem Urchristentum noch nur aus dem Gnostizismus hergeleitet werden kann. Da sie nicht vom Jünger Thomas verfasst wurde, diesen aber als Autor angibt, zählt sie zu den Pseudepigraphen. Sie enthält keine Passions- und Auferstehungsgeschichte und wird daher nicht zur literarischen Gattung der Evangelien gezählt. Sie ist nicht im Kanon des Neuen Testaments (NT) enthalten.

Das Thomasevangelium war lange Zeit verschollen; man kannte lediglich Notizen einiger Kirchenväter, die es einhellig und von Anfang an[1] zu den Apokryphen rechneten und als gnostisch oder manichäisch ablehnten. Es konnte jedoch zweifelsfrei bewiesen werden, dass die gefundenen Schriftrollen, also Papyrusrollen, entdeckt bei Naq Hammâdi in Oberägypten, authentisch sind.

Um 1945 fand man in Nag Hammadi in Ägypten 13 Papyrus-Codizes, darunter (im Codex II, 2) die nahezu vollständige koptische Übersetzung der 114 Aussprüche (Logien), als „Evangelium (Ev) nach Thomas“ unterschrieben. Der Text wurde in dieser Fassung etwa um 350 n. Chr. niedergeschrieben, hatte aber eine wohl wesentlich ältere Vorlage. Die Oxyrhynchus Fragmente wurden als Teile dieser Überlieferung identifiziert.

Der frühestmögliche Zeitpunkt für die Entstehung des Thomasevangeliums ist das Ende des Wirkens Jesu um 30 bzw. 33 n. Christus.
Ungefähr die Hälfte der Logien im Thomasevangelium gehen mit synoptischen Sprüchen parallel. Viele Jesusworte wirken dabei sehr alt und authentisch, insbesondere die 13 Doppelparallelen zum Markusevangelium. Das Markusevangelium ist nach bibelwissenschaftlicher Mehrheitsmeinung das älteste Evangelium. 

Texte des Apostel Thomas?
Von den Aposteln eignet sich Thomas nach dem Zeugnis des Johannesevangeliums am ehesten für die teils ungewöhnliche Texte.

Kirche und Thomas Evangelium: Im kirchlichen Bereich wurde das Thomasevangelium erstmals um 230 wahrgenommen. Das Problem, das sich für den Vatikan ergibt ist, wenn dieser sich bereit erkläre, das Evangelium mit in die Bibel aufzunehmen bzw. nur als wesentlich anzusehen, müsste der Vatikan zugeben, dass sämtliche Kirchen nicht dem entsprechen, was Jesus predigte, denn Sinn und Existenz dieser heiligen Stätten werden im Thomas-Evangelium nämlich eindeutig als unnütz dargelegt(!). Natürlich findet die Institution Kirche es Schwierigkeiten, wenn plötzlich eine Schrift auftaucht, die völlig unbehandelt ein Zeugnis der damaligen Zeit, des damaligen Glaubens repräsentiert. Daher besitzt das Thomas Evangelium auch "keinen Wert" für die christlichen Kirchen (so deren Aussagen).

Aus den folgenden 114 Leitsätzen Jesus, die zumeist mit dem Vor-Satz beginnen „Jesus spricht“, ergibt sich bei genauer Betrachtung eine ganz neue Lehre Jesu. Eine Lehre die ganz unverändert von den vielen Päpsten und "Schriftgelehrten" die sich immer wieder über die Bibeltexte hergemacht und so verändert haben wie es der Kirche dienlich war und ist.
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Das Thomas Evangelium
[1] Dies sind die geheimen Worte, die Jesus, der Lebendige, sprach und die Judas Thomas, genannt „Zwilling”, aufgeschrieben hat. Und er sprach: Wer die Bedeutung dieser Worte versteht, wird den Tod nicht schmecken.

[2] Jesus sprach: Wer sucht, höre nicht auf zu suchen, bis er findet. Wenn er findet, wird er erschüttert werden. Ist er erschüttert, wird er staunen. Und dann wird er über das All herrschen.

[3] Jesus sprach: Wenn eure Führer zu euch sagen: Siehe, das Reich ist im Himmel ; so werden die Vögel des Himmels vor euch da sein. Wenn sie zu euch sagen: Es ist im Meer; so werden die Fische vor euch da sein. Sondern das Reich ist in euch und außerhalb von euch. Wenn ihr euch erkennt, werdet ihr erkannt werden und werden erkennen, dass ihr Söhne des lebendigen Vaters seid. Wenn ihr euch aber nicht erkennt, so seid ihr (geistig) arm und seid die (geistige) Armut.

[4] Jesus sprach: Zögert ein hochbetagter Mann nicht, ein kleines Kind von sieben Tagen nach dem Ort des Lebens zu fragen, so wird er leben. Denn viele Erste werden die Letzten sein, aber sie werden alle zu Einem werden.

[5] Jesus sprach: Erkenne den, der vor deinem Angesicht ist, und was dir verborgen ist, wird sich dir offenbaren. Denn es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar würde.

[6] Seine Jünger fragten ihn und sprachen: Willst du, dass wir fasten? Und wie sollen wir beten und Almosen geben und welche Speisevorschriften sollen wir beobachten? Jesus antwortete: Lügt nicht und tut nicht, was ihr hasst, denn alles ist offenbar vor dem Himmel. Denn es gibt nichts Verborgenes, das nicht zutage käme, und es gibt nichts Verdecktes, das ohne Aufdeckung bliebe.

[7] Jesus sprach: Selig ist der Löwe, den der Mensch isst. Dadurch wird der Löwe Mensch. Aber elend ist der Mensch, den der Löwe frisst. Dadurch wird der (Mensch zum Löwen).

[8] Und er sagte: Der Mensch gleicht einem klugen Fischer, der sein Netz ins Meer warf und es voll kleiner Fische aus dem Meere zog. Unter ihnen fand der kluge Fischer einen großen, guten Fisch. Da warf er alle kleinen Fische weg hinunter ins Meer und behielt, ohne lange zu überlegen, nur den großen Fisch. Wer Ohren hat zu hören, der höre.

[9] Jesus sprach: Siehe, der Sämann kam heraus, füllte seine Hand und warf aus. Einige Körner fielen auf den Weg. Es kamen die Vögel und pickten sie auf. Andere Körner fielen auf den Felsen und sandten keine Wurzeln hinunter in die Erde und trieben keine Ähren gen Himmel. Wieder andere fielen in die Dornen. Die erstickten den Samen und der Wurm fraß sie. Und andere fielen auf die gute Erde und sie brachte gute Frucht und trug 60 je Maß und 120 je Maß.

[10] Jesus sprach: Ich habe Feuer auf die Welt geworfen, und siehe, ich hüte es, bis sie brennt.

[11] Jesus sprach: Dieser Himmel wird vergehen und der Himmel über ihm wird vergehen. Die Toten leben nicht, die Lebenden werden nicht sterben. In den Tagen, da ihr Totes aßet, machtet ihr es lebendig. Wenn ihr aber im Lichte seid (und Lebendiges esst), was werdet ihr dann tun? An dem Tage, da ihr eins wart, seid ihr zwei geworden. Jetzt aber, wo ihr zwei geworden seid, was werdet ihr nun tun?

[12] Die Jünger sprachen zu Jesus: Wir wissen, dass du von uns gehen wirst. Wer ist es, der dann Führer über uns sein soll? Jesus antwortete: Wo ihr dann auch seid; geht zu Jakobus, dem Gerechten, dessentwegen der Himmel und die Erde entstanden sind.

[13] Jesus sprach zu seinen Jüngern: Vergleicht mich, und sagt mir, wem ich gleiche. Da sagte zu ihm Simon Petrus: Du gleichst einem gerechten Engel. Matthäus sagte zu ihm: Du gleichst einem weisen Menschen. Thomas aber sagte zu ihm: Meister, mein Mund bringt es nicht über sich, zu sagen, wem du gleichst. Jesus antwortete: Ich bin nicht dein Meister. Denn auch du hast getrunken und bist trunken geworden von der sprudelnden Quelle, die ich, (der ich das Unmessbare messe), ausgemessen habe. Und er nahm ihn, zog ihn beiseite und sagte drei Worte zu ihm. Als Thomas wieder zu seinen Gefährten kam, fragten sie ihn: Was hat dir Jesus gesagt? Thomas antwortete: Wenn ich euch eines der Worte sage, die er mir gesagt hat, werdet ihr Steine nehmen und nach mir werfen, aber Feuer wird aus den Steinen kommen und euch verbrennen.

[14] Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr fastet (und bleibt dabei doch die alten), schafft ihr euch nur Sünde. Und wenn ihr betet, richtet ihr euch nur selbst. Und wenn ihr Almosen gebt, fügt ihr eurem Geist nur Schaden zu. Wenn ihr in irgendein Land geht und es durchwandert und wenn man euch dann aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt, und heilt die Kranken unter ihnen. Denn was hineingeht in euren Mund, verunreinigt euch nicht. Aber was aus eurem Munde herauskommt, das ist es, was euch unrein macht.

[15] Jesus sprach: Wenn ihr den seht, der nicht geboren worden ist von einem Weibe, so werft euch auf euer Antlitz und verehrt ihn. Denn dieser ist euer Vater.

[16] Jesus sprach: Die Menschen wähnen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden. Aber sie wissen nicht, dass ich gekommen bin, Streit auf die Erde zu bringen, Feuer, Schwert und Krieg. Denn es werden fünf sein in einem Hause. Drei werden gegen zwei sein und zwei gegen drei sein, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater. Und jeder wird allein dastehen.

[17] Jesus sprach: Ich will euch geben, was kein Auge je gesehen, kein Ohr je gehört, keine Hand je berührt und niemals in eines Menschen Herz gekommen ist.

[18] Die Jünger sprachen zu Jesus: Sage uns, wie unser Ende sein wird. Jesus sprach: Habt ihr denn schon den Anfang entdeckt, dass ihr nach dem Ende fragt? Denn dort, wo der Anfang ist, dort ist auch das Ende. Selig ist, wer am Anfang steht. Denn er wird das Ende erkennen und den Tod nicht schmecken.

[19] Jesus sprach: Selig ist, der war, ehe er wurde. Wenn ihr mir zu Jüngern werdet und meine Worte hört, werden selbst diese Steine euch dienen. Denn ihr habt fünf Bäume im Paradiese, die von Sommer und Winter nicht berührt werden und deren Blätter nicht fallen. Wer sie kennt, wird den Tod nicht schmecken.

[20] Die Jünger sprachen zu Jesus: Sage uns, wem das Reich der Himmel gleicht. Er sprach zu ihnen: Es gleicht einem Senfkorn, das kleiner ist als alle anderen Samen. Wenn es aber in zubereitete Erde fällt, lässt es einen großen Spross aufschießen und wird zum Schutz für die Vögel des Himmels.

[21] Maria sagte zu Jesus: Wem gleichen deine Jünger? Er sagte: Sie gleichen kleinen Kindern, die sich auf einem Feld niedergelassen haben, das nicht ihnen gehört. Wenn die Herren des Feldes kommen, werden sie sagen: Her mit unserem Feld. Sie sind nackt vor ihnen, können nicht anders, als das Feld ihnen zu überlassen, und sie übergeben es. Und ich sage euch: Wenn der Hausherr erfährt, dass der Dieb kommen wird, wacht er, bevor er kommt, und lässt ihn nicht eindringen in das Haus seines Reiches, damit er nicht sein Eigentum wegtrage. Ihr aber, wacht gegenüber der Welt, gürtet euch um eure Lenden mit großer Kraft, damit die Räuber keinen Weg zu euch finden. Denn man wird die Frucht, die ihr erwartet, auf jeden Fall zu finden wissen. Mögen also unter euch verständige Menschen erstehen, die, wenn die Frucht reif wird, schnell mit der Sichel in der Hand kommen und sie abmähen. Wer Ohren hat zu hören, der höre.

[22] Jesus sah, wie kleine Kinder gesäugt wurden. Er sagte zu seinen Jüngern: Diese kleinen Kinder, die gesäugt werden, gleichen denen, die ins Reich eingehen. Sie sagten zu ihm: Werden wir, indem wir klein sind, ins Reich eingehen? Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr die zwei zu eins macht und wenn ihr das Innere wie das Äußere macht und das Äußere wie das Innere und das Obere wir das Untere, und wenn ihr das Männliche und das Weibliche zu einem Einzigen macht, so dass das Männliche nicht mehr männlich und das Weibliche nicht mehr weiblich ist; wenn ihr das Auge durch ein anderes Auge ersetzt und eine Hand durch eine andere Hand und einen Fuß durch einen anderen Fuß, ein Bild durch ein anderes Bild; dann werdet ihr ins Reich eingehen.

[23] Jesus sprach: Ich werde euch auswählen, einen aus tausend und zwei aus zehntausend. Und sie werden als ein einziger dastehen.

[24] Es sagten seine Jünger: Belehre uns über den Ort, an dem du bist, da wir nicht anders können, als danach zu suchen. Er antwortete: Wer Ohren hat, der höre. In einem Lichtmenschen ist Licht, und er leuchtet der ganzen Welt. Wenn er nicht leuchtet, ist Finsternis.

[25] Jesus sprach: Liebe deinen Bruder wie deine Seele. Hege ihn wie deinen Augapfel.

[26] Jesus sprach: Den Splitter im Auge deines Bruders siehst du. Den Balken aber in deinem Auge siehst du nicht. Wenn du den Balken aus deinem Auge ziehst, dann wirst du genug sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen.

[27] Jesus sprach: Wenn ihr euch nicht der Welt enthaltet, werdet ihr das Reich nicht finden. Wenn ihr den Sabbat nicht wirklich zum Sabbat macht, werdet ihr den Vater nicht sehen.

[28] Jesus sprach: Ich stand mitten in der Welt und erschien ihnen im Fleisch. Ich fand sie alle trunken, ich fand keinen Durstigen unter ihnen, und meine Seele empfand Schmerz über die Söhne der Menschen, weil sie blind in ihrem Herzen sind und nicht sehen, dass sie leer in die Welt gekommen sind und leer auch wieder aus der Welt gehen. Jetzt sind sie trunken. Wenn sie aber ihren Wein ausgeschieden haben, werden sie sich bekehren.

[29] Jesus sprach: Wenn das Fleisch wegen des Geistes entstanden ist, ist es ein Wunder. Wenn aber der Geist wegen des Leibes entstanden ist, ist es ein wunderbares Wunder. Dann wundere ich mich darüber, wie sich dieser große Reichtum in einer solchen Armut hat niederlassen können.

[30] Jesus sprach: Wo drei (zwei und eins: Mann und Frau in fleischlicher Vereinigung) (Kinder der) Götter (der Mächte der Welt) sind, da sind Götter. Wo zwei oder eins sind (männlich und weiblich zu einem werden), da bin ich.

[31] Jesus sprach: Kein Prophet gilt etwas in seinem Dorfe. Kein Arzt heilt die, die ihn kennen.

[32] Jesus sprach: Eine Stadt, die man auf einem hohen Berg erbaut und befestigt, kann nicht fallen, noch kann sie sich verbergen.

[33] Jesus sprach: Was du mit deinem Ohr hörst, das predige dem Ohr des anderen von den Dächern. Denn niemand zündet eine Lampe an und stellt sie unter einen Scheffel noch stellt er sie an einen verborgenen Ort, sondern er setzt sie auf den Leuchter, damit alle, die herein kommen und hinaus gehen, ihr Licht sehen.

[34] Jesus sprach: Wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in die Grube.

[35] Jesus sprach: Es ist nicht möglich, dass jemand in das Haus des Starken gehe und es mit Gewalt einnehme, es sei denn, er binde seine Hände. Dann wird er sein Haus ausräumen können.

[36] Jesus sprach: Sorgt euch nicht von Morgen bis Abend und von Abend bis Morgen darum, was ihr anziehen sollt.

[37] Seine Jünger sprachen: Wann wirst du uns erscheinen und wann werden wir dich sehen? Jesus sprach: Wenn ihr eure Furcht vor der Blöße ablegt und eure Kleider nehmt, sie unter eure Füße legt wie die kleinen Kinder und sie zertretet, dann werdet ihr den Sohn des Lebendigen sehen und ihr werdet euch nicht fürchten.

[38] Jesus sprach: Oftmals habt ihr danach verlangt, diese Worte zu hören, die ich euch sage. Keinen anderen werdet ihr finden, sie von ihm zu hören. Es werden aber Tage kommen, wo ihr mich sucht und mich nicht findet.

[39] Jesus sprach: Die Pharisäer und die Schriftgelehrten haben die Schlüssel der Erkenntnis empfangen und haben sie versteckt.. Selbst sind sie nicht hineingegangen, aber sie ließen auch nicht hineingehen, die hineingehen wollten. Ihr aber, werdet klug wie die Schlangen und unschuldig wie die Tauben.

[40] Jesus sprach: Ein Weinstock, der außerhalb des Vaters gepflanzt ist, wird, da er nicht in festem Grund wächst, mit seinen Wurzeln ausgerissen werden und zugrunde gehen.

[41] Jesus sprach: Wer etwas in seiner Hand hat, dem wird gegeben werden. Wer aber nichts hat, dem wird auch das wenige, das er hat, genommen werden.

[42] Jesus sprach: Werdet Vorübergehende.

[43] Seine Jünger sprachen zu ihm: Wer bist du, dass du uns das alles sagst? Jesus antwortete: Aus dem, was ich euch sage, versteht ihr nicht, wer ich bin? Aber ihr seid wie die Juden geworden: Sie lieben den Baum und hassen die Frucht, oder sie lieben die Frucht und hassen den Baum.

[44] Jesus sprach: Wer den Vater lästert, dem wird vergeben werden; und wer den Sohn lästert, dem wird vergeben werden. Wer aber den Heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben werden, weder auf Erden noch im Himmel.

[45] Jesus sprach: Man erntet keine Trauben von den Dornen, noch pflückt man Feigen vom Kameldorn. Denn sie bringen keine Frucht. So bringt ein guter Mensch etwas Gutes hervor aus seinem (guten) Besitz. Ein schlechter Mensch bringt Schlechtes hervor aus seinem schlechten Besitz, der in seinem Herzen ist. Er sagt Schlechtes, aus dem Überfluss seines Herzens bringt er Schlechtes hervor.

[46] Jesus sprach: Von Adam bis zu Johannes dem Täufer gibt es unter den vom Weibe Geborenen keinen Größeren als Johannes den Täufer: vor niemandem braucht er die Augen zu senken. Ich aber habe gesagt: Wer von euch klein wird, wird das Reich erkennen und wird über Johannes erhoben werden.

[47] Jesus sprach: Es ist nicht möglich, dass ein Mensch gleichzeitig zwei Pferde besteigt und zwei Bogen spannt. Auch ist es nicht möglich, dass ein Diener zwei Herren dient, vielmehr wird er den einen ehren und den anderen beleidigen. Kein Mensch trinkt alten Wein und verlangt sogleich nach neuem Wein. Und man gießt nicht neuen Wein in alte Schläuche, weil sie platzen würden, und man gießt nicht alten Wein in neue Schläuche, denn dadurch würde er verdorben werden. Man näht auch nicht einen alten Flicken auf ein neues Kleid, weil dadurch ein Riss entstehen würde.

[48] Jesus sprach: Wenn zwei miteinander Frieden machen in einem Haus, werden sie zum Berg sagen: Hebe dich hinweg; und er wird sich hinweg heben.

[49] Jesus sprach: Selig seid ihr Einsamen und Auserwählten, denn ihr werdet das Reich finden, weil ihr daraus stammt und wieder dorthin geht.

Textfragment Thomas-Ev.
[50] Jesus sprach: Wenn man euch fragt: Woher seid ihr gekommen? antwortet: Wir sind aus dem Lichte gekommen, von dort, wo das Licht durch sich selbst entstanden ist. *  Es war unvergänglich, und es trat in ihrem Bilde, (im Leibe), in Erscheinung. Wenn man zu euch sagt: (Wer seid ihr?), sagt: Wir sind seine Söhne und wir sind die Auserwählten des lebendigen Vaters. Wenn man euch fragt: Was ist das Zeichen eures Vaters an euch? so antwortet: Bewegung ist es und Unbeweglichkeit.

[51] Es sagten zu ihm seine Jünger: Wann wird die Ruhe der Toten eintreten und wann wird die neue Welt kommen? Er antwortete: Die Ruhe, die ihr erwartet, ist ja schon gekommen. Aber ihr erkennt sie nicht.

[52] Es sagten zu ihm seine Jünger: Vierundzwanzig Propheten sprachen in Israel und sie alle sprachen in deiner Kraft. Er antwortete: (Mit solchen Gedanken) kehrt ihr euch von dem Lebendigen ab, der vor euch steht, und sprecht von den Toten.

[53] Seine Jünger sagten zu ihm: Ist die Beschneidung nützlich oder nicht? Er antwortete: Wenn sie nützlich wäre, würde der Vater die Kinder schon beschnitten aus den Müttern zeugen(!). Aber die wahre Beschneidung im Geiste ist ungemein nützlich.

[54] Jesus sprach: Selig sind die Armen, denn ihrer ist das Reich der Himmel.

[55] Jesus sprach: Wer seinen Vater und seine Mutter nicht hasst, kann nicht mein Jünger sein. Und wer seine Brüder und seine Schwestern nicht hasst und nicht sein Kreuz auf sich nimmt wie ich, ist meiner nicht würdig.

[56] Jesus sprach: Wer die Welt erkennt, entdeckt einen Leichnam. Und wer einen Leichnam entdeckt, dessen ist die Welt nicht würdig.

[57] Jesus sprach: Das Reich des Vaters gleicht einem Menschen, der einen guten Samen hat. Sein Feind kam des Nachts und säte Unkraut unter den guten Samen. Der Mann aber ließ die Arbeiter das Unkraut nicht ausreißen, sondern sagte zu ihnen: „Damit ihr nicht mit dem Unkraut auch den Weizen ausreißt! Denn am Tag der Ernte kommt das Unkraut zum Vorschein. Dann wird es ausgerissen und verbrannt.”

[58] Jesus sprach: Selig der Mensch, der gelitten hat. Er hat das Leben gefunden.

[59] Jesus sprach: Achtet auf den Lebendigen, solange ihr lebt, damit es euch nicht geschieht, dass ihr sterbt und ihn zu sehen verlangt, ihn aber nicht mehr sehen könnt.

[60] Jesus sah mit seinen Jüngern einen Samariter, der ein Lamm mit sich nahm auf dem Weg nach Judäa. Er sprach zu seinen Jüngern: (Was will er mit dem Lamm?) Sie sagten zu ihm: Er will es schlachten und essen. Er sprach zu ihnen: Solange es lebt, wird er es nicht essen. Erst, wenn er es geschlachtet hat und es ein Leichnam geworden ist. Sie entgegneten: Anders wird er es nicht machen können. Er wiederum sagte zu ihnen: Sucht also ihr selbst einen Ort für euch zur Ruhe, damit ihr nicht zu Leichnamen werdet und man euch isst.

[61] Jesus sprach: Zwei werden sich auf einem Bett ausruhen, der eine wird sterben, der andere leben. Da sagte Salome: Wer bist du, Mensch, (wessen Sohn) bist du? Saßest du nicht neben mir und aßest von meinem Tisch? Jesus antwortete: Ich bin der, der aus dem mir Gleichen ist. Mir ist von dem gegeben worden, was meines Vaters ist. Darauf Salome: Ich bin deine Jüngerin. Jesus entgegnete ihr: Deshalb sage ich dir: Wer leer ist, wird sich mit Licht füllen. Wer aber geteilt (in die Vielheit) ist, wird sich mit Finsternis füllen.

[62] Jesus sprach: Ich sage meine Geheimnisse (allen, die meiner Geheimnisse würdig sind). Was immer deine Rechte tut; deine Linke soll nicht erfahren, was sie tut.

[63] Jesus sprach: Es war ein reicher Mann, der viel Vermögen hatte. Er sagte: Ich werde mein Vermögen einsetzen, um zu säen, zu ernten, zu pflanzen und meine Vorratskammern mit Frucht zu füllen, damit ich an nichts Mangel leide. So dachte er in seinem Herzen. Und in der gleichen Nacht starb er. Wer Ohren hat der höre.

[64] Jesus sprach: Ein Mann wollte ein Gastmahl veranstalten. Als er das Mahl bereitet hatte, sandte er seinen Diener, damit er die Gäste einlade. Dieser ging zum ersten und sagte zu ihm: Mein Herr lädt dich ein. Er antwortete: Ich habe Forderungen an Kaufleute. Am Abend kommen sie zu mir, ich muss gehen und meinen Dienern Weisungen geben. Ich muss mich für das Mahl entschuldigen. Der Diener ging zu einem anderen und sagte zu ihm: Mein Herr lädt dich ein. Der Mann antwortete: ich habe ein Haus gekauft und bin für einen Tag unabkömmlich. Ich habe keine Zeit. Der Diener ging zu einem dritten und sprach zu ihm: Mein Herr lädt dich ein. Der Mann antwortete: Mein Freund will heiraten und ich muss ein Festmahl veranstalten. Ich kann nicht kommen. Bitte entschuldige mich für das Mahl. Der Diener ging zu einem vierten und sagte: Mein Herr lädt dich ein. Der Mann erwiderte: Ich habe ein Gut gekauft und gehe, um die Pacht in Empfang zu nehmen. Ich kann nicht kommen und muss mich entschuldigen. Der Diener ging und sagte zu seinem Herrn: Alle, die du eingeladen hast zum Mahle, haben abgesagt. Der Herr sagte zu seinem Diener: Gehe hinaus auf die Straße und hole herein, die du findest, damit sie am Mahle teilnehmen. Die Käufer und Verkäufer werden nicht in die Orte meines Vaters eingehen.

[65] Jesus sprach: Ein rechtschaffener Mann hatte einen Weingarten. Er gab ihn einigen Winzern, damit sie ihn bearbeiteten und er seine Ernte von ihnen erhielte. Als er seinen Diener schickte, damit die Winzer ihm die Ernte des Weingartens übergäben, packten sie ihn, schlugen ihn und hätten ihn fast umgebracht. Der Diener ging und sagte es seinem Herrn. Der Herr sprach: Vielleicht (haben sie ihn nicht erkant); und schickte einen anderen Diener. Die Winzer schlugen auch diesen. Da schickte der Herr seinen Sohn und sprach: Vielleicht haben sie Achtung vor meinem Sohn. Aber die Winzer, da sie wussten, dass er der Erbe des Weingartens war, packten und töteten ihn. Wer Ohren hat, der höre.

[66] Jesus sprach: Zeigt mir den Stein, den die Bauleute verworfen haben. Er ist der Eckstein.

[67] Jesus sprach: Und würde einer das All erkennen, dabei aber sich selbst nicht erkennen, so würde er die Erkenntnis des Ganzen doch verfehlen.

[68] Jesus sprach: Selig seid ihr, wenn ihr gehasst und verfolgt werdet. Denn wo sie euch verfolgen, (nämlich in eurem Herzen), werden sie keinen Platz finden.

[69a] Jesus sprach: Selig sind, die verfolgt werden in ihrem Herzen. Denn sie sind es, die den Vater in Wahrheit erkannt haben.

[69b] Jesus sprach: Selig sind die Hungrigen. Denn man wird den Bauch, der nach Nahrung verlangt, sättigen.

[70] Jesus sprach: Wenn ihr etwas (Unvergängliches) in euch hervorbringt, wird das, was ihr in euch habt, euch retten. Wenn ihr aber nichts in euch habt, wird das, was ihr nicht in euch habt, euch töten.

[71] Jesus sprach: Ich werde dieses Haus zerstören und niemand wird es wieder aufbauen können.

[72] Ein Mann sagte zu Jesus: Sage meinen Brüdern, dass sie das Erbe meines Vaters mit mir teilen sollen. Er antwortete ihm: O Mann, wer hat mich zum Teiler gemacht? Dann wandte er sich an seine Jünger und sprach zu ihnen: Bin ich denn ein Teiler?

Schriftrollenfund
[73] Jesus sprach: Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige. Bittet aber den Herrn, dass er Arbeiter aussende zur Ernte.

[74] Jesus sprach: Herr, viele drängen sich um den Brunnen, aber niemand ist noch an den Brunnen herangetreten.

[75] Jesus sprach: Viele stehen vor der Tür, doch nur die Einsamen sind es, die ins Brautgemach eintreten werden.

[76] Jesus sprach: Das Reich des Vaters gleicht einem Kaufmann mit einer Ladung Waren, der eine Perle fand. Der Kaufmann war klug. Er verkaufte die Waren und kaufte sich die einzige Perle. Sucht auch ihr nach seinem Schatz, der nicht vergeht und dort ist, wohin keine gierigen Motten dringen und wo kein Wurm ihn zernagt.

[77] Jesus sprach: Ich bin das Licht, das über ihnen allen ist. Ich bin das All (das Universum). Das All ist aus mir hervorgegangen und das All ist zu mir zurückgelangt. Spaltet ein Stück Holz, und ich bin da. Hebt einen Stein, und ihr findet mich dort. (Anm.: Alles ist ein, wir sind ein!)

[78] Jesus sprach: Weshalb seid ihr hier aufs öde Feld herausgekommen? Um ein Schilfrohr zu sehen, das vom Winde verweht wird? Oder um einen Menschen zu sehen, der weiche Kleider anhat? Seht, eure Könige und Großen, die haben weiche Kleider an. Aber sie können die Wahrheit nicht erkennen.

[79] Es sagte zu ihm eine Frau aus der Menge: Heil dem Mutterleib, der dich getragen hat, und den Brüsten, die dich gesäugt haben. Er antwortete: Heil denen, die das Wort des Vaters gehört und es in Wahrheit bewahrt haben. Denn es werden Tage kommen, da ihr sagen werdet: Heil dem Mutterleib, der nicht empfangen hat, und den Brüsten, die nicht gesäugt haben.

[80] Jesus sprach: Wer die Welt erkannt hat, hat nur den Leib entdeckt. Wer aber den Leib entdeckt hat, dessen ist die Welt nicht würdig.

[81] Jesus sprach: Wer reich geworden ist, möge (ein freigebiger) König sein. Wer aber die Herrschaft erlangt hat, der verzichte (auf die Welt).

[82] Jesus sprach: Wer mir nahe ist, der ist dem Feuer nahe. Und wer mir fern ist, der ist ferne vom Reich.

[83] Jesus sprach: Die Bilder sind dem Menschen sichtbar und das Licht in ihnen ist verborgen, verborgen im Bild des Lichtes des Vaters. Wenn er, (der wahre Mensch), sich aber offenbart, ist umgekehrt sein Bild verborgen durch sein Licht.

[84] Jesus sprach: Wenn ihr euresgleichen seht, freut ihr euch. Wenn ihr aber eure Bilder seht, die vor euch entstanden sind, die weder sterben noch in Erscheinung treten; werdet ihr dieser Fülle gewachsen sein?

[85] Jesus sprach: Adam entstand aus großer Macht und großem Reichtum, und dennoch wurde er euer nicht würdig. Denn wenn er würdig geworden wäre, hätte er den Tod nicht geschmeckt.

[86] Jesus sprach: Die Füchse haben ihre Höhlen, die Vögel haben ihre Nester. Der Sohn des Menschen aber hat keinen Ort, um sein Haupt darauf zu legen und auszuruhen.

[87] Jesus sprach: Elend ist der Leib, der abhängig ist von einem Leibe. Und elend die Seele, die abhängt von diesen beiden.

[88] Jesus sprach: Die Engel und die Propheten werden zu euch kommen und euch geben, was euer ist. Und ihr eurerseits, gebt weiter, was in eurer Hand ist und sprecht bei euch: Wann kommen sie endlich, (die dessen würdig sind), um das Ihre zu empfangen?

[89] Jesus sprach: Weshalb wascht ihr das Äußere des Bechers? Versteht ihr nicht , dass der, der das Innere gemacht hat, auch der ist, der das Äußere gemacht hat?

[90] Jesus sprach: Kommt zu mir, denn leicht ist mein Joch und meine Herrschaft ist mild und ihr werdet Ruhe finden.

[91] Sie sprachen zu ihm: Sage uns, wer du bist, damit wir an dich glauben. Er antwortete: Ihr prüft das Antlitz des Himmels und der Erde, aber den, der vor euch steht, erkennt ihr nicht und diesen Augenblick wisst ihr nicht zu prüfen.

[92] Jesus sprach: Sucht, und ihr werdet finden. Aber damals fragtet ihr mich nach etwas und ich sagte es such nicht. Jetzt, wo ich es such sagen will, fragt ihr mich nicht danach.

[93] Jesus sprach: Gebt nicht das Heilige den Hunden, damit sie es nicht auf den Misthaufen schleppen. Werft nicht die Perlen vor die Säue, damit sie sie nicht (in den Schmutz treten).

[94] Jesus sprach: Wer sucht, wird finden. Und wer anklopft, dem wird geöffnet werden.

[95] Jesus sprach: Wenn ihr Geld habt, leiht nicht auf Zinsen, sondern gebt (die Gelder) dem, von dem ihr sie nicht zurückbekommt.

[96] Jesus sprach: Das Reich des Vaters gleicht einer Frau. Sie nimmt etwas Sauerteig, verbirgt ihn im Teig und macht daraus große Brote. Wer Ohren hat, der höre.

[97] Jesus sprach: Das Reich des Vaters gleicht einer Frau, die einen Krug voll Mehl trug. Während sie einen weiten Weg machte, brach der Henkel des Kruges ab, (so dass eine kleine Öffnung entstand). Das Mehl lief aus hinter ihr auf den Weg. Sie merkte es nicht, sie wusste nicht, wie man sich bei der Arbeit verhält. Aber als sie in ihr Haus kam, stellte sie den Krug nieder und fand ihn leer.

[98] Jesus sprach: Das Reich des Vaters gleicht einem Menschen, der einen mächtigen Mann töten wollte. Er zog das Schwert in seinem Hause und stieß es in die Wand, um zu erkennen, ob seine Hand stark genug wäre. Dann tötete er den Mächtigen.

[99] Die Jünger sagten zu ihm: Deine Brüder und deine Mutter stehen draußen. Er sprach zu ihnen: Diese hier, die den Willen meines Vaters tun, diese sind meine Brüder und meine Mutter. Sie sind es, die ins Reich meines Vaters eingehen werden.

[100] Man wies Jesus ein Goldstück und sagte zu ihm: die Kaiserlichen verlangen von uns die Steuer. Er antwortete: Gebt, was des Kaisers ist, dem Kaiser. Gebt, was Gottes ist, Gott. Und was mein ist, gebt mir.

[101] Jesus sprach: Wer seinen Vater und seine Mutter nicht hasst wie ich, wird mir nicht Jünger sein können. Und wer seinen Vater und seine Mutter nicht liebt wie ich, wird mir nicht Jünger sein können. Denn meine Mutter (ist von der vergänglichen Welt). Meine wahre Mutter aber hat mir das Leben gegeben.

[102] Jesus sprach: Wehe den Pharisäern, denn sie gleichen einem Hunde, der auf der Futterkrippe von Rindern liegt. Weder frisst er selbst noch lässt er die Rinder fressen.

[103] Jesus sprach: Selig der Mann, der weiß, in welcher Stunde der Nacht die Räuber kommen. So kann er aufstehen, seine (Knechte) sammeln und sich die Lenden gürten, bevor sie hereinkommen.

[104] Man sagte zu ihm: Komm, lass uns heute beten und fasten. Jesus antwortete: Welches ist denn die Sünde, die ich begangen habe, (deretwegen wir fasten müssten), oder worin bin ich in Not geraten, (dass wir beten müssten)? Sondern es kommt doch der Bräutigam aus dem Brautgemach, da soll niemand fasten und beten.

[105] Jesus sprach: Wer den (wahren) Vater und die (wahre) Mutter kennt, wird von (der Welt) „Sohn der Hure” genannt werden.

[106] Jesus sprach: Wenn ihr die zwei zu einem macht, werdet ihr Söhne des Menschen werden. Und wenn ihr dann sagt: Berg, hebe dich hinweg, wird er sich hinweg heben.

[107] Jesus sprach: Das Reich gleicht einem Hirten, der hundert Schafe hatte. Eines von ihnen, das größte, verirrte sich. Er verließ die neunundneunzig und suchte nach dem einen, bis er es fand. Und nach all seinen Mühen sagte er zu dem Schaf: Ich liebe dich mehr als die neunundneunzig.

[108] Jesus sprach: Wer von meinem Munde trinkt, wird werden wie ich, und ich selbst werde er werden und das Verborgene wird sich ihm offenbaren.

[109] Jesus sprach: Das Reich gleicht einem Menschen, der auf seinem Acker einen verborgenen Schatz hatte, von dem er nichts wusste. Als er (unwissend) starb, hinterließ er ihn seinem Sohn. Auch der Sohn wusste nichts davon. Er nahm den Acker und verkaufte ihn. Und der ihn kaufte, kam und fand beim Pflügen den Schatz. Und er begann Geld auf Zinsen zu leihen, wem immer er wollte.

[110] Jesus sprach: Wer die Welt gefunden hat und dadurch reich geworden ist, verzichte dann auf die Welt.

[111] Jesus sprach: Die Himmel und die Erde werden aufgerollt werden in eurer Gegenwart, und der Lebendige aus dem Lebendigen wird weder Tod (noch Vergänglichkeit) schauen. (Denn) Jesus hat gesagt: Wer sich selbst findet, dessen ist die Welt nicht würdig.

[112] Jesus sprach: Wehe dem Fleisch, das von der Seele abhängt. Wehe der Seele, die vom Fleisch abhängt.

[113] Es sprachen zu ihm seine Jünger: Das Reich, wann wird es kommen? Jesus antwortete: Das Reich ist nicht etwas, auf das man warten müsste, bis es kommt; dass man sagen müsste: siehe hier, oder: siehe dort. Sondern das Reich des Vaters ist schon über der Erde ausgebreitet, nur die Menschen sehen es nicht.

[114] Simon Petrus sagte zu ihnen: Maria soll uns verlassen, denn Frauen sind des Lebens nicht würdig. Jesus sprach: Siehe, ich werde sie führen und sie männlich machen, dass auch sie zu einem lebendigen Geist wird, der euch Männern gleicht. Denn jede Frau, wenn sie sich männlich macht, wird in das Reich der Himmel eingehen.
> Das ist das Evangelium nach Thomas. <

* = Was man auch bei einer Nahtod-Erfahrung erlebt
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