Sonntag, 11. Dezember 2016

Luzides Träumen durch Neurostimulation herbeigeführt

Neurostimulation, Mikroströme führen gezielt Klarträume herbei!
Neurostimulation: Über von außen auf der Kopfoberfläche angelegte Elektroden werden leichte Impulse an das darunterliegende Gehirnareal übertragen. Dadurch ist es Neurologen erstmals gelungen, Versuchsteilnehmern gezielt zu sogenannten Klarträumen zu verhelfen. Während des auch als "luzides Träumen" bezeichneten Zustandes, ist sich der Schlafende des Träumens bewusst. Dadurch, dass er sich bewusst ist dass er gerade Träumt ist, ist er in den meisten Fällen imstande, den Traumverlauf zu kontrollieren bzw. nach seinem Willen zu ändern.
Das Forscherteam um Dr. Ursula Voss von der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Vitos Waldkrankenhaus Köppern und Walter Paulus vom Universitätsklinikum Göttingen aktuell im Fachjournal "Nature Neuroscience" berichten, sind unsere normalen Träume deshalb so unkontrollierbar, da in diesem Zustand der Verstand als kontrollierender Filter ausgeschaltet ist. ...
Doch Menschen, die zum Klarträumen fähig sind, können dieses Hindernis umgehen, Teile des höheren Bewusstseins und die normale Traumwelt zusammenführen und sich so ihrer Träume bewusst werden und diese sogar beeinflussen. Schon frühere Studien hatten gezeigt, dass während solcher luzider Träume Teile des Stirnhirns aktiver sind und sich Hirnströme in bestimmten Frequenzen in diesem Bereich stärker häufen als während der normalen Traumphase.

Der Test: Um zu überprüfen, ob diese Aktivität nun Ursache oder Folge der Klarträume ist, haben die Wissenschaftler 15 Frauen und 12 Männer vier Nächte lang im Schlaflabor des Universitätsklinikums Göttingen untersucht, von denen jedoch keiner zuvor Klarträume erlebt hatte. Hierbei reizten die Forscher etwa zwei Minuten nach Einsetzen der Traumschlafphase (REM-Schlaf) den vorderen Bereich des Gehirns mittels spezieller Neurostimulationstechnik (tACS).

Die mittels äußerlicher Elektroden durch den Schädelknochen ans Gehirn übertragenen minimalen elektrischen Impulse in verschiedenen Frequenzen zwischen 2 und 100 Hertz führten bei Frequenzen von 25 und 40 Hertz bei mehreren Versuchspersonen zu Klarträumen.

Als typische Anzeichen für luzides Träumen gelten das Wissen darum, dass man gerade träumt, das Lösen aus der eigentlich für normale Träume typischen Ich-Perspektive und das Gefühl, den Traum selbst bzw. dessen Verlauf und Handlung selbst kontrollieren zu können. Tatsächlich zeigten auch die Aufzeichnungen der Hirnaktivität bei diesen Personen vermehrt charakteristische Muster im sog. Gamma-Frequenzband.

Im gelb markierten Bereich treten die Träume auf!
Mit ihren Experimenten konnten die Forscher somit erstmals zeigen, dass während des Schlafs elektrisch induzierte Gamma-Wellen einen veränderten Bewusststeinszustand herbeiführen können. Die Forscher um Voss hoffen, dass ihre Entdeckung für all jene Menschen hilfreich sein könnte, die unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden und in deren Träumen die traumatische Erfahrung oft wiederkehrt. So könnten die betreffenden Personen mit Hilfe der Elektrostimulation in einen Klartraum versetzt werden und den Ausgang ihrer Träume beeinflussen. Dadurch würde es den Betroffenen gelingen, die Auswirkungen der Angstträume auf ihre Gefühlswelt zu reduzieren und sich Schritt für Schritt davon zu erholen.

Uralte Praxis: Darüber hinaus hat die Praktik des Klarträumens in vielen Kulturen eine schon jahrtausendealte Tradition. Schon der antik-griechische Philosoph Aristoteles bemerkte dies in seinem Werk über Träume. Auch im Buddhismus strebt das sogenannte Traumyoga die geistige Klarheit während sonst unbewusster Phasen (auch den Traumphasen) an.
( IPN-Forschung/Anm.: Auch mit dem Neurostimulationsgerät Whisper TX6/7 bei gleichzeitigem Anhören entsprechender psychoaktiven Frequenzmischungen können Luzide Träume leichter ausgelöst werden.)
Quelle: Fachjournal Fachjournal "Nature Neuroscience" DOI: 10.1038/nn.3719/
Link: http://www.nature.com/neuro/journal/v17/n6/abs/nn.3719.html und PDF