Mittwoch, 18. Juni 2014

Nahtoderfahrungen (NTE)

3,3 Millionen Deutsche mit Nahtoderfahrung, gleichverteilt über Ost- und Westdeutschland, Männer und Frauen, Norden und Süden, Großstädte und Dörfer, Protestanten und Katholiken.
Ganz treffend gewählt scheint der Begriff Nahtoderfahrung indes nicht, denn derlei Erlebnisse müssen nicht mit unmittelbarer Todesnähe oder einer lebensbedrohlichen Situation zusammenhängen. So schreibt der niederländische Kardiologe und Nahtodforscher Prof. Dr. Pim van Lommel, dass sie auch bei schweren Erkrankungen, die nicht unmittelbar lebensbedrohlich sind, während einer Depression (‚existenzielle Krise‘), in Isolation, während einer Meditation (‚Erleuchtungserfahrung‘ oder‚ Erfahrung des Einsseins‘) bei drohenden Verkehrsunfällen (‚Erfahrung vom Ende des Lebens‘) oder ohne irgendeinen offensichtlichen Grund auftreten könnten.

Eine einheitliche Definition für den Nahtodeffekt bzw. diese besonderen Erlebnisse gibt es nicht. Der Nahtodforscher, der tausende Nahtodberichte auswertete und sammelte, beschreibt sie als Erlebnisse, die bestimmte Charakteristika aufweisen, etwa außergewöhnliche Geräusche zu hören oder ein Tunnel zu sehen, an dessen Ende ein helles, schönes, göttliches Licht wartet. Lichterfahrungen an sich. Weiter gehören der Aufstieg in den Himmel, die Begegnung mit Lichtgestalten, das Gefühl von Frieden, Freiheit und Schmerzlosigkeit, außerkörperliche Erfahrungen (AKE) oder ein "Kurzfilm" des eigenen Lebens gehören zu den typischen Elementen einer NTE. Für viele ist es die schönste Erfahrung, die sie je gemacht haben. Sie wollen von diesem magischen Ort nicht mehr in ihr reales Leben zurückkehren. Diese Erfahrung verändert auch für viele dauerhaft ihr weiteres Leben.

Neueste Forschungen zeigen:
Nach einem Herzstillstand steigt die Hirnaktivität kurzzeitig deutlich an. 
Dieses Ergebnis einer Tierstudie widerspricht Annahmen, dass die Tätigkeit des Gehirns beim Prozess des Sterbens langsam versiegt. Stattdessen könnte die Untersuchung Berichte von Nahtoderfahrungen bestätigen, die Überlebende eines Herzstillstands als besonders reell empfinden. Das berichten Forscher der University of Michigan in Ann Arbor in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS" http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1308285110).

Bei Herzproblemen besonders viele Nahtoderfahrungen
Etwa jeder fünfte Überlebende eines Herzstillstands berichtet von Nahtoderfahrungen. Diese weltweit und bei verschiedenen Kulturen auftretenden Erlebnisse werden oft als extrem lebhaft, klar und ungewöhnlich reell geschildert.

Viele Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Hirnaktivität nach einem Herzstillstand und dem Stopp der Nährstoffversorgung endet und keine koordinierten Abläufe mehr möglich sind.
Die Hirnforscher um Jimo Borjigin verglichen die Hirnaktivitäten von neun Ratten im Wachzustand, unter Narkose und nach einem Herzstillstand. "Falls die Nahtoderfahrung von einer Hirnaktivität stammt, sollte man neuronale Bewusstseinskorrelate bei Menschen oder Tieren nach dem Ende der Blutversorgung des Gehirns identifizieren können", sagt Borjigin. Bei neuronalen Korrelaten handelt es sich um Bewusstseinszustände, die sich aus Hirnströmen ablesen lassen.

Und tatsächlich zeigten alle Tiere in den ersten 30 Sekunden nach dem Herzstillstand auffällig synchrone Muster von Gamma-Hirnwellen, als ob das Gehirn wach und extrem stimuliert wäre. "Das hohe Maß der Aktivität überraschte uns", sagt der Neurochirurg George Mashour. "Viele elektrische Merkmale des Bewusstseins überstiegen sogar die Werte des Wachzustands. Das deutet darauf hin, dass das Gehirn im frühen Stadium des klinischen Todes zu gut organisierter elektrischer Aktivität fähig ist." (Siehe auch Delpasse-Phänomen)